Dieselfahrverbote und wie SCR Katalysatoren helfen könnten

Das Thema Fahrverbote wird in der Zukunft noch viel intensiver diskutiert werden als bereits jetzt schon. Denn es bleibt nicht nur bei bei einzelnen Fahrverbotsstrecken und auch nicht nur Dieselfahrzeuge. Auch die Benziner mit einem alten Katalysator stehen auf der Abschussliste. Zuerst mal ein paar Fakten und Zahlen.

40 Mikrogramm Stickstoffdioxid (NO2) pro m³ dürfen jährlich als Grenzwert nicht überschritten werden, dies wurde von der EU vorgeschrieben. Deutschland ist in vielen Bereichen ein Vorreiter, allerdings in Sachen Luftverschmutzung in Ballungsgebieten eher ein Nachzügler. Als die Auto-Nation klingt es schon paradox, hochwertige Qualitätsautos zu liefern aber was nach dem Katalysator herauskommt, wird lieber unter dem Teppich gekehrt. Zudem will man sich einfach nicht an die EU Vorgaben halten. Erst vor ein paar Tagen am 15. November 2018 hat die Bundesregierung im Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchV) beschlossen, dass die Belastung unter 50 Mikrogramm pro m³ als unverhältnismäßig gilt und will somit weitere drohende Fahrverbote von den Gerichten verhindern. Das ist eine Grenzüberschreitung von 25%!

Gründe warum als erstes Dieselfahrzeuge betroffen sind

  1. Dieselfahrzeuge haben das Grundproblem, dass sie mehr Stickstoffoxide produzieren als Benziner, deswegen sind u. a. auch Abgasrückführungssysteme beim Katalysator verbaut.
  2. Dann kommt hinzu, dass bis vor kurzem Dieselfahrzeuge unter den allgemein bekannten Prüfbediengungen generell bessere Werte lieferten als auf der Straße.
  3. Nicht hilfreich ist auch der VW Dieselskandal, wo hunderttausende Autos einer softwarebasierenden Manipulation unterlagen und auf den Prüfständen durch wechsel in speziellen Modi die Emissionswerte reduziert wurden.
  4. Gerade in Städten fahren viele Taxen, Busse und Lieferwagen und zum Teil auch LKWs.
  5. Der entstehende Feinstaub (Rußpartikel) schädigt Herz und Lunge bei Menschen und führt zur Überdüngung des Bodens.

Lange wurde sich politisch und auch auf Seiten der Autoindustrie zurückgehalten, was dagegen getan werden kann bzw. das Umrüstungen vom Katalysator oder andere Methoden absolut keinen Sinn machen. Weder funktionell noch wirtschaftlich machbar und die Verringerung von Stickstoffoxid zu wenig sei.

Genau das Gegenteil wurde nun bewiesen bei: Nachrüstungen mit SCR Katalysatoren vom ADAC getestet. Die SCR Katalysatoren als Nachrüst-Set werden auf ca. 3.000 € vom Verkehrsministerium geschätzt. Unabhängig davon, ob es sich lohnt seinen Katalysator nachzurüsten, werden die SCR-Kats auch in Neufahrzeugen verbaut. Jetzt sollen in über 65 deutschen Städten alle Schwerfahrzeuge mit dem SCR Katalysator ausgestattet werden, wobei der Bund 80% als Fördermittel zur Verfügung stellen will.

Was ist ein SCR Katalysator?

SCR steht für Selective Catalytic Reduction (selektive katalytische Reduktion) und bedeutet, dass ganz gezielt – also selektiv – die giftigen Stickoxide im Katalysator umgewandelt werden. Diese SCR Katalysatoren werden in zahlreichen Kfz- und Nutzfahrzeugen eingesetzt, um die Abgasgrenzwerte ab den EURO 4 Klassen zu erreichen.

Verbaut ist ein normaler Dieselpartikelfilter mit einem Oxidationskatalysator, um im ersten Schritt Kohlenmonoxid (CO), Kohlenwasserstoffe (HC) und die Rußpartikel (PM) herauszufiltern. Dann in einem separaten Schritt kommt ein zweites System zu tragen, was die Stickstoffoxid-Emissionen (NOx) im Katalysator senkt. Dies geschieht durch einen chemischen Prozess, es wird wässriger Harnstoff dem Abgasgemisch hinzugefügt (AdBlue). Durch die Hinzugabe des Harnstoffes im Katalysator bildet sich Ammoniak (NH3), welches das Stickstoffoxid (NOx) zu Stickstoff (N2) und Wasser (H2O) umsetzt. Um ein austreten von Ammoniak zu verhindern, gibt es noch einen End-Katalysator. Steuersysteme und Motormanagement überwachen permanent die Zusammensetzung, um eine effektive Umwandlung der Stickstoffoxide in der Abgasnachbehandlung zu gewähren.

Die unverbrannten Rußpartikel, welche hauptsächlich vom verbrannten Motoröl entstehen, bleiben im Rußpartikelfilter hängen. Abhängig vom Fahrstil wird bei Volllast durch die hohen Abgastemperaturen der Ruß direkt verbrannt (Autobahnfahrten) oder durch die intelligente Motorsteuerung beseitigt. Dabei gelangt in die Abgasanlage unverbrannter Diesel und erhitzt den Filter auf sehr hohe Temperaturen, sodass der Ruß verbrannt wird.

Bei Neufahrzeugen müssen die Ingenieure immer größere Herausforderungen meistern, um EURO 6 Abgasgrenzwerte einzuhalten. Es geht dabei aber fast ausschließlich nur um die Stickstoffoxid-Emissionen und nicht wie viele immer denken, um die Rußpartikel oder den Feinstaub. Ab 2019 werden auch die neu zugelassenen Baumaschinen, Land- und Forstwirtschaftsmaschinen, sowie auch Stationärmotoren mit Systemen wie SCR-Katalysatoren ausgestattet. Die Auto Hersteller verwenden unterschiedliche Methoden, einige nutzen auch die hier erklärten NOx Speicherkatalysatoren. Ob sich ein bestimmter Katalysator System langfristig durchsetzen wird oder es bei verschiedenen Katalysator Typen bleibt, wird die Zukunft zeigen.

Benziner haben auch ein Fahrverbot

Es wird leicht übersehen oder fast gar nicht darüber berichtet, dass auch Benziner mit maximal EURO 2 Norm ab 2019 dem Fahrverbot in den belastenden Gebieten unterliegen. Ok diese Ottomotoren Autos mit einem alten Katalysator sind auch in der Unterzahl. Nicht selten sind kleinere Nationen Wegbereiter und führen Pilotprojekte ein. Dänemark will ebenfalls ein Verbot von Benzinern, ab 2030 sollen keine reinen Verbrenner mehr zugelassen werden und ab 2035 sollen ausschließlich nur noch elektrische Autos ohne Verbrennungsmotor oder Katalysator auf dem Markt kommen.

London ist sogar noch aggressiver in der Umsetzung. Bereits ab April 2019 sollen ganze Gebiete testweise ohne Benziner oder Diesel auskommen. Verläuft die Testphase positiv, wird das der Anfang sein im größeren Stil Fahrverbotszonen einzurichten. Da die Feinstaubbelastungen in den engen Gassen und Straßen durch die unzureichend filternden Katalysatoren deutlich zu hoch ist. Frankreich hat sich auch geäußert und stellt sich ein Verkaufsverbot von Verbrennern ab 2040 vor. Deutschland gehört der ZEV-Allianz an (zero emission vehicle – null Emissionsfahrzeuge) und hat sich verpflichtet, bis 2050 kein Fahrzeug mehr auf den Straßen zu erlauben, welche nicht emissionsfrei fahren. Jeder kann dazu beitragen, die Luft zu verbessern. Lassen Sie Ihren Katalysator auf Schäden überprüfen oder informieren Sie sich, ob es sich lohnt Ihren alten Katalysator bei uns einzuschicken und sich einen neueren zuzulegen, welcher eine höhere EURO Norm erfüllt.

Kurz gesagt: Diesel und Benziner werden langfristig definitiv verboten werden und dies wird sicherlich nicht von heute auf morgen geschehen. Deswegen ist ein Stufenweises Einführen und Ausbauen der Verbotszonen die Konsequenz.

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert